Auch im aktuellen Preiszyklus hat sich die international und interdisziplinär besetzte Jury der Centrale für Mediation mit hochkarätigen Bewerbungen in den Kategorien Wissenschaftspreis, Förderpreis und Sokrates-Preis befasst. Die Ehrung der drei ermittelten Preisträgerinnen und Preisträger wird eingebettet in ein gesellschaftspolitisches Rahmenprogramm unter dem Motto Zeitenwende(n) und Mediation – Krieg, Klimawandel, Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf das Instrument der Vermittlung.
Die 2022 im Angesicht des Angriffskriegs ausgerufene „Zeitenwende“ betrifft gleich mehrere Transformationsfelder unserer Gesellschaft. Die Entwicklungen und Veränderungen sind so grundlegend und folgenreich, dass Strukturen und Menschen nicht recht gewappnet sind, um mit der neuen Situation umzugehen. Dadurch entstehen Spannungen, Ambivalenzen und Konflikte. Die strukturierte Vermittlung dieser Konflikte und die Gestaltung von Prozessen durch Mediation könnten eine wertvolle Rolle spielen, begegnen aber offenkundig Vorbehalten und Widerständen. Über diese Einsatzchancen und -hürden von Vermittlung in drei dieser Kontexte sollen Impulsreferate und Interviews mit interessanten Gästen informieren – und damit einen tagesaktuellen, anregenden Rahmen für die feierlichen Laudationes für den Wissenschafts-, Förder- und Sokrates-Preis bieten.
Den Einstieg bietet das Thema Klima: Wie ist es mit dem ambitionierten Projekt „German Zero“ weitergegangen? Welche Rolle spielen die Informationen, Optionen und Ansätze, die zur Erreichung der Klimaziele in die aktuelle Legislatur eingespeist werden konnten? Zu diesen Themen sprechen Prof. Dr. Stephan Breidenbach und Dr. Felix Wendenburg mit Vertretern der Klimabewegung (aktuelle angefragt ist Luisa Neubauer).
Der Wechsel zu den Themen Künstliche Intelligenz und Digitalität ist nahtlos: Auch hier geht es um zukunftsgerichtete Szenarienentwicklung. Die Anwendung von Technologien wie künstlicher Intelligenz und virtueller Realität in die Praxis der Konfliktbearbeitung nimmt zu, gerade auf dem internationalen Feld. Einblicke in ihre praktische und wissenschaftliche Arbeit an diesen Zukunftshemen bieten Jurymitglied Dr. Felix Steffek von der Universität Cambridge und Dr. Martin Wählisch, Leiter des Innovationsteams in der UN Hauptabteilung für Politische Angelegenheiten und Friedenskonsolidierung (UN DPPA) in New York.
Der von Russland initiierte Krieg in der Ukraine ist Hintergrund und zentrale Bezugsfolie des Begriffs der „Zeitenwende“ und ein historischer Kipp-Punkt in mehrfacher Hinsicht, gerade auch mit Blick auf nicht-militärische Krisenreaktionen. Auch in anderen Länderkontexten wie Israel und der Sahel-Zone stoßen Vermittlungskonzepte an Grenzen – und werden gleichzeitig dringend gebraucht. Einblicke in den aktuellen Stand der Dinge aus der Perspektive der ukrainischen Zivilgesellschaft bieten Olga Andrienko-Bentz und Dr. Tetiana Kyselova. Über ihren Weg von der Friedensmediation in Brüssel zum Chief of Staff einer Anti-Terror Mission der EU in der Sahel-Zone berichtet Dr. Antje Herrberg. Im Gespräch mit Steffen Seibert, dem deutschen Botschafter in Israel, wird ein regionalspezifischer und bilanzieller Blick darauf geworfen, wie es um die Umsetzung der Zeitenwende – und wie es um die Vermittlung – steht.
Konzeption und Moderation der Veranstaltung mit Preisträgern, Mitgliedern der Jury, Gästen und Interviewpartnern liegen in den Händen des Juryvorsitzenden Prof. Dr. Lars. Kirchhoff von der Europa-Universität Viadrina, deren Institut für Konfliktmanagement sich seit 15 Jahren der praxisorientierten Forschung auf dem Feld von Konflikt, Dialog und Vermittlung widmet.
Die Veranstaltung findet am 14. Juni 2023 (17-19 Uhr) in einem offenen Online-Event statt. Seien Sie live dabei! Hier geht es zur kostenlosen Registrierung.
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