Über viele Jahre wurde der Fachtag von den von der BAFM anerkannten Ausbildungsinstituten gestaltet. Spätestens seit dem Jubiläum 2019 hat sich das verändert. Inzwischen ist die BAFM ein Berufsverband der Familienmediator/innen und nicht mehr nur ein Alumni-Netzwerk der von der BAFM anerkannten Ausbildungen. Die Mitglieder bringen eigene vielfältige Berufserfahrung mit und sind inzwischen so mutig, diese auch ohne Ausbilder/innenanerkennung mit den Kolleg/innen zu teilen. Ihre Mitglieder machen der BAFM alle Ehre, denn sie haben nach der z.T. schon immer anhand von Familienfällen gemachten Grundausbildung viel Erfahrung auf dem Gebiet der Familienmediation. Viele Mitglieder sind auch in der Team- oder Wirtschaftsmediation zuhause. Zur Familienmediation haben sie aber eine besondere Verbundenheit. Diesen Schatz möchte die BAFM sich zum Markenzeichen machen, wie der Name im Prinzip seit über 25 Jahren vermuten lässt.
Die Entwicklung begann explizit 2016 mit der Gründung der BAFM-Fachgruppen: Familie und Kind, Elder Mediation, FamilienUnternehmen und Cooperative Praxis, gefolgt von Erbmediation 2018 und Wissenschaft und Forschung 2020.
2023 war es nun das erste Mal, dass der Fachtag inhaltlich von einer Fachgruppe, der BAFM-Fachgruppe Erbmediation vorbereitet wurde. Über Erbkonflikte kann man seit einiger Zeit fast wöchentlich in den großen Tageszeitungen lesen. Es ist erfreulich, dass diese immer häufiger auch durch Erbmediation gelöst werden und die Expertise auf diesem Spezialgebiet der Familienmediation wächst. Bedarf es in der Mediation einer besonderen Fachlichkeit? Eigentlich sind Mediator/innen doch nur für den Prozess, nicht für die Inhalte zuständig. Mit der Erfahrung können wir eine Fachlichkeit gar nicht verhindern, auch wenn wir wissen, dass jeder Fall einzigartig ist. Wieviel Expertise zur Erbmediation gehört, davon konnten sich zumindest die Teilnehmenden auf diesem Fachtag überzeugen. Familienmediation hat sich schon immer, insbesondere bei Trennung und Scheidung durch eine große Nähe zum Recht, aber auch zu psychosozialen Inhalten ausgezeichnet. Ähnliches lässt sich von der Erbmediation sagen. So helfen Grundkenntnisse im Erbrecht den Überblick zu bewahren und auch Haftungsrisiken zu minimieren, auch wenn Familienmediator/innen selbst nicht beraten. Sabine Kauß erläuterte in einem Workshop zur Gestaltung von Erbverträgen vor dem Erbfall wie sie mit dem Genogramm arbeitet und den Überblick für sich und ihre Klient/innen hält. Iris Harff zeigte an vielen Beispielen erbrechtliche Fallstricke auf. Der Workshop Patchwork-Geschwister mit Sabine Langhirt beschäftigte sich sowohl mit den rechtlichen Rahmenbedingungen als auch psychologischen Hintergründen in der Patchwork-Situation. Julianne Ferenczy nannte ihren Workshop ein bisschen frech „Trauern für Anfänger,“ berührend war er trotzdem. Fachlichkeit in der Mediation entsteht immer auch über Selbstreflektion und das Teilen darüber. Swetlana von Bismarck gab in dem Workshop Geschwisterrollenspiele durch Aufstellungsarbeit Gelegenheit dazu. Monika Janku wiederum zeigte auf, wie mit der Arbeit mit Familienwappen der Perspektivwechsel in der Erbmediation gelingt.
Auch die externen Workshopleiter/innen arbeiteten ehrenamtlich. Schwester Bernadette Brommer berichtete von ihren Erfahrungen mit Missbrauch von Vorsorgevollmachten und Erbschleicherei innerhalb der Familie. Dr. Sven Gelbke von „erbschützer“ erforschte mit den Berliner Güterichterinnen Johanna Koch und Felicitas von Hammerstein die Möglichkeiten der gütlichen Einigung bei Enterbung. Sie waren sich einig, dass die Chancen darauf steigen, wenn Mediation so wie früh möglich einsetzt.
PD Dr. Olga Klimecki begeisterte mit ihren intensiven psychologischen und hirnphysiologischen Studien im Rahmen von konsensualer Konfliktbeilegung. Zu einem anderen Ton verhalf schließlich der Workshop Mediation und Stimme von Ulrike Pahl Gesangspädagogin und Präsenzcoach.
Eingestimmt wurden die Teilnehmenden von zwei Keynote-Speaker/innen. Der Vortrag von Susann Sitzler, Autorin des Buches „Geschwister – Die längste Beziehung des Lebens“ bestach unter anderem durch das Einblenden von Musik, jeweils von Geschwisterbands. Sie öffnete damit den Teilnehmenden eine neue Ebene – eine neue Idee für Mediationen? Bei aller vermittelten Expertise und Fachwissen reflektierte der Schweizer Erbmediator Peter Krepper darüber, was die Güte oder das Erfolgsrezept einer gelungenen Mediation sei. Ohne Ausbildung, Expertise und Erfahrung geht es sicherlich nicht. Darüber hinaus sollte es jedermanns und -fraus Bestreben sein, herauszufinden, was sie selbst mit in die Mediationen bringt, damit die Parteien in einen konsensualen Weg finden.
Die BAFM öffnet 2024 den Verband auch für noch in Ausbildung befindliche Mediator/innen, einige waren gekommen und waren begeistert über die Kollegialität. Möglicherweise können gerade diese jungen Mediator/innen ihre Expertise und Weltanschauung 2024 einbringen, wenn es am 15./16. Nov. 2024 in Frankfurt um Mediationen in Regenbogenfamilien geht.
Quelle: Swetlana von Bismarck, BAFM, Geschäftsführung
Der Beitrag kann nicht kommentiert werden.