Neubaugebiet versus Naturschutz – diesen Interessenskonflikt erleben viele Gemeinden. In Lehmrade schlagen die Wellen seit einigen Monaten besonders hoch. Nun ist es auch zum Streit über die vereinbarte Mediation gekommen. Die Fronten sind verhärtet in der kleinen Gemeinde mit rund 600 Einwohnenden im Südosten von Mölln. Wohnraum und Bauplätze werden nachgefragt und sind in Vorplanung. Auf der anderen Seite fürchten Naturschützer um ein kleines Biotop in der Gemeinde und halten die Planungen für überdimensioniert. Hartmut Enge ist einer von ihnen. Er hat nach eigenen Angaben bereits Unterschriften von einem Drittel der in Lehmrade lebenden Stimmberechtigten gesammelt, die sich gegen die im Raum stehenden Planungen aussprechen. In der eigens gegründeten Bürgerinitiative engagieren sich 35 Menschen aktiv. Ein Vorwurf: Die Planungen würden gegen geltendes EU-Recht verstoßen.
Im nördlichen Bereich der Herrenstraße ist bereits ein relativ schmaler Streifen als Bauerwartungsland ausgewiesen. Nach den aktuellen Planungen sollen 21 Wohneinheiten auf einer Fläche von über 11.000 Quadratmetern entstehen.
Die Kritiker wenden sich nicht gegen das Bauprojekt an sich, die Kritik richtet sich in erster Linie gegen das Ausmaß der Bauplanungen. Die Forderung ist, das Planungsgebiet zu verkleinern. Das Dorf solle gern wachsen, aber in dezentem Maße.
Nach einer lebhaften Gemeinderatssitzung Anfang Juni einigten sich die Parteien, einen Mediationsprozess einzuleiten, um wieder aufeinanderzuzugehen. Über die Besetzung eines Mittlers kam es dann aber auch zum Streit. Die Bürgermeisterin von Lehmrade hatte einen ihr bekannten Architekten als Mediator hinzugeholt. Bei einem Treffen mit der Bürgerinitiative stellte sich dann heraus, dass dieser keine Ausbildung zum Mediator oder Moderator habe. Der Architekt sei, so schilderte es die Bürgerinitiative, „durch seine beruflichen Verquickungen nicht neutral“, und in diesem Verfahren ungeeignet. Im Gegenzug wurde vorgeschlagen, nach einem ortsfremden und professionellen Moderator zu suchen.
Dessen ungeachtet wurden seitens der Bürgermeisterin ausschließlich die Anwohnenden der Herrenstraße zu einem ersten Workshop mit dem Architekt eingeladen, was bei den Kritikern des Projekts Verwunderung und Ärger auslöste.
Die Bürgermeisterin scheint ebenfalls nicht glücklich mit der Situation. Der Kontakt zu dem Architekten sei eher zufällig entstanden, da man sich durch eine Ausschuss-Arbeit innerhalb des Amtes Breitenfelde kannte. „Einen professionellen Mediator zu verpflichten, würde für die Gemeinde richtig teuer“, wird die Bürgermeisterin von der Online-Zeitung ,Herzogtum direkt` zitiert.
Quelle: www.herzogtum-direkt.de v. 25.8.2022
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