Online-Veranstaltung der CfM am 27. April von 17-19 Uhr
In diesen gesellschaftlich herausfordernden Zeiten wird die feierliche Verleihung der Mediationspreise 2020 in ein inhaltliches Rahmenprogramm eingebettet, das sich explizit der gesellschaftspolitischen Dimension von Mediation widmet. Unter dem Leitmotiv „Möglichkeitsräume der Mediation: Umbruchphasen begleiten. Vielfalt leben. Dissens moderieren.“ geht es im Kern um die Frage, wie die gebündelte Expertise der deutschen Mediationsszene noch besser für die Bewältigung der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen genutzt werden kann.
Zunächst zu den Auszeichnungen: Insgesamt werden drei Preise verliehen – der Förderpreis für Mediation, der Mediations-Wissenschaftspreis und der Sokrates-Preis für Mediation. Die Preise werden bereits seit über 20 Jahren von der Centrale für Mediation ausgelobt und gelten in der Mediationsfachwelt als besonders renommiert. Verliehen werden sie von einer unabhängigen, interdisziplinär und international besetzten Preisjury, der Prof. Dr. Nadja Alexander, Dr. Andreas Hacke, Dr. Felix Steffek, Prof. Dr. Alexander Redlich und Prof. Dr. Lars Kirchhoff angehören.
Nun ein kurzer Blick auf das Rahmenprogramm: Spätestens seit seinem in Fachwelt und Medien stark beachteten Bestseller „Das Integrationsparadox“ ist Prof. Dr. Aladin El Mafaalani vielen ein Begriff, die sich mit den konkreten Implikationen einer offener werdenden Gesellschaft für neue Modelle der Teilhabe, Aushandlung und Streitkultur beschäftigen. Mediator*innen sind von diesen Fragen unmittelbar betroffen bzw. gestalten die Prozesse aktiv mit. Ziel des Impulsvortrags von El Mafaalani ist es, unter dem Titel „Die blinden Flecken der Streitkultur: Was bedeutet das „Integrationsparadox“ für die Arbeit von Mediator*innen?“ einen gesellschaftspolitischen und methodischen Blick auf die von ihm geforderte „Konfliktfestigkeit“ zu werfen, ohne die das Ringen um erweiterte Teilhabe und die Neuregulierung zahlreicher Fragen rund um die großen Themen Gerechtigkeit, Vielfalt und Abgrenzung nicht gelingen wird.
Einen zweiten Impulsvortrag übernimmt Prof. Dr. Stephan Breidenbach, vielen primär als Mitbegründer der deutschen Mediations- und Legal Tech Szene bekannt. Sein Impulsvortrag zu „German Zero: Wie die Zivilgesellschaft durch die Arbeit mit Interessen und Optionen komplexe Gesetzespakete voranbringt.“ verdeutlicht, dass mit einem kooperativ und mediativ geprägten Vorgehen aktiv gesellschaftliche Akzente an entscheidenden Stellen gesetzt werden können. Das handfeste Ziel von German Zero ist es, hochdifferenzierte Maßnahmenpakete zur Umsetzung eines 1,5-Grad Klimaschutzgesetztes in den nächsten Koalitionsvertrag einfließen zu lassen. Dazu wurden Hunderte von Expert*innen mobilisiert, die ihr Wissen in Vorschläge für ein faires und wirksames Gesetzespaket übersetzt haben, das nun der Politik zur Verfügung gestellt wird.
Beide Impulse sollen verdeutlichen, wie breit das Spektrum sinnvoller Ansätze für mediatives Handeln in unserer durch zahlreiche Umbrüche gezeichneten Gesellschaft ist – und dass jede und jeder gefragt ist, den eigenen Beitrag auch jenseits der „klassischen“ mediativen Gefilde klar zu bekommen.
Als Vorsitzender der preisverleihenden Jury werde ich durch die Veranstaltung moderieren. Die kostenfreie Anmeldung ist bis zum Vortag möglich.
Es würde mich sehr freuen, Sie an dem Frühabend des 27. April begrüßen zu dürfen!
Lars Kirchhoff