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Nov 14

Künstliche Intelligenz: Sind KIs bessere Streitschlichter als Menschen?

  • 14. November 2024
  • Ausgabe 6/2024

Eine so genannte „Habermas-Maschine” soll die Meinungen verschiedener Menschen differenziert zusammenfassen und gemeinsame Standpunkte besser herausarbeiten und vermitteln als menschliche Mediatoren. Ob solche KI-generierten Zusammenfassungen den Einigungsprozess beschleunigen können, hat ein Team um Michael Tessler von Google DeepMind untersucht. Ihre Annahme: Menschen einigen sich schneller auf einen gemeinsamen Standpunkt oder ein gemeinsames Vorhaben, wenn sich alle Beteiligten gehört, verstanden und wahrgenommen fühlen. In einem Experiment testeten sie, ob dies besser mit menschlichen oder KI-Mediatoren gelingt.

An dem Versuch nahmen 5.734 Menschen aus Großbritannien teil, die in kleinere Gruppen unterteilt wurden. Die Testpersonen sollten jeweils ihre Meinung zu verschiedenen politischen und gesellschaftsrelevanten Themen aufschreiben. Die Fragen lauteten beispielsweise: Sollte der Nationale Gesundheitsdienst privatisiert werden? Oder: Sollte der Mindestlohn angehoben werden? Diese Ansichten präsentierten sie dann einerseits einem menschlichen Mediator und andererseits einem großen Sprachmodell, der „Habermas-Maschine“. Diese war darauf programmiert, Gemeinsamkeiten in den Eingaben zu finden. Beide Mediatoren sollten aus den Einzelmeinungen dann Gruppenstatements formulieren, gemeinsame Standpunkte hervorheben und die Mehrheitsmeinung zusammenfassen. Anschließend bewerteten die Teilnehmenden, wie sehr die beiden generierten Zusammenfassungen ihre persönliche Meinung widerspiegelten.

Die Auswertung ergab: 56 Prozent der Versuchsteilnehmer fanden sich eher in dem KI-generierten Gruppenstatement wieder und bevorzugten dieses. 44 Prozent stimmten dagegen eher mit der Zusammenfassung des menschlichen Mediators überein. In einem anschließenden Meinungsaustausch zeigte sich zudem: Die einzelnen Standpunkte der Gruppenteilnehmer waren nach der Mediation weniger weit voneinander entfernt als davor – und das eher, wenn ihnen diese von einer KI dargelegt wurde.

Nach Ansicht von Tessler und seinen Kollegen spricht dies dafür, dass künstliche Intelligenz durchaus zur Schlichtung von Konflikten beitragen und den Einigungsprozess beschleunigen kann, indem sie eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schafft. Die Forschenden vermuten, dass die Menschen die KI-generierten Aussagen besser akzeptierten und sich ihnen annäherten, weil diese sowohl die Mehrheitsposition respektierten als auch abweichende Stimmen enthielten. Die Mediatoren berücksichtigten abweichende Meinungen hingegen weniger. Zudem waren die Statements der KI klarer und fairer formuliert sowie ausführlicher und informativer, wie externe Gutachter ihnen bescheinigten.

Quelle: Tessler, Bakker, Jarrett et al. Science 2024 Vol. 386 (DOI: 10.1126/science.adq2852)

Foto: shutterstock.com

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Redaktion ZKM

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