Matthias Schranner, 61, war viele Jahre Verhandlungsführer bei der Polizei, verhandelte einst mit Geiselnehmern, heute berät er Unternehmen. In einem FAZ-Interview spricht er unter anderem über die Verhandlungstaktik von Donald Trump. In dem Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sieht er nichts Besonderes. Die habe es auch früher schon gegeben, nur eben nicht vor laufenden Kameras. Neu sei die totale Transparenz und Sichtbarkeit. Schranner hält Trump für berechenbar, weil er immer das Gleiche mache. Erst stelle er extrem hohe Forderungen. Dann folge eine nicht genau definierte Warnung in Bezug auf die Konsequenzen, falls seinen Forderungen nicht nachgegeben wird. „Er droht also damit, dass etwas Schlimmes passieren wird, was genau, sagt er aber nicht“, so Schranner.
Trump sei insofern ein guter Verhandler, als er mit seiner Taktik immer in die Offensive komme, indem er immer als Erster ein Thema setze. Aber er schade sich selbst mit seinen verbalen Ausfällen und seiner Emotionalität in den Verhandlungen. Eine Verhandlung ist laut Schranner ein Konflikt, den man lösen will. Da hätten Emotionen nichts zu suchen. Die Kompromisslosigkeit, mit der heute in vielen Bereichen verhandelt wird, sieht Schranner eher positiv: Wenn nur noch Kompromisse gesucht werden, würden die eigentlichen Konflikte nicht mehr angegangen. Das zeige die deutsche Politik gut: In der 16-jährigen Regierungszeit von Angela Merkel wurden viele Kompromisse geschlossen, aber die wirklichen Konflikte seien nicht gelöst worden, etwa bei Themen wie Digitalisierung oder Migration.
Quelle: www.faz.net v. 18.3.2025
Bild: shutterstock AI
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