Weltweit mehren sich Konflikte um den bedrohten Lebensraum der Wälder. Auch in Deutschland verschärfen sich Debatten um die Waldnutzung. Sie werden nicht zuletzt durch den Klimawandel angefeuert. Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat jetzt mit Ansätzen der Mediation eine Methode entwickelt und erprobt, um solche Konflikte um den Wald konstruktiv zu bearbeiten: Sie bringt alle Interessengruppen an einen Tisch.
Streit statt Waldidylle: Über die Zukunft der deutschen Wälder wird immer häufiger heftig gerungen. Denn der Klimawandel setzt die Ökosysteme unter Druck. Trockenperioden und Hitzestress machen die Wälder anfällig, Schädlinge haben leichtes Spiel. In zahlreichen Wäldern finden sich deshalb mittlerweile ausgedehnte Schadflächen, in denen viele Bäume abgestorben sind – ein Anblick, der Spaziergänger genauso bewegt wie Forstleute.
Wie genau Waldbesitzende, Fortwirtschaft und Kommunen darauf am besten reagieren sollten, darüber gehen die Vorstellungen allerdings oft weit auseinander. Sollen tote Bäume beispielsweise entfernt werden, oder sollen sie an Ort und Stelle bleiben? Sollen die Schadflächen nachbepflanzt werden oder überlässt man sie sich selbst? Je nachdem, wer Stellung zum Wald nimmt, ob Erholungsuchende oder Jägerinnen und Jäger, Mitarbeitende im Forst oder UmweltschützerInnen – die Vorstellungen unterscheiden sich. Und manchmal verhärten sich die Positionen so sehr, dass Gruppen einander geradezu feindselig gegenüberstehen.
Wie sich solche Interessenkollisionen erfolgreich bearbeiten lassen, hat das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung jetzt in zwei Fallregionen untersucht. Für die Entscheidungsfindung seien die oftmals verhärteten Positionen doppelt problematisch. Einerseits werde unter Umständen nicht alles Wissen einbezogen, etwa über Ursachen und Folgen von Waldschäden. Gehen Informationen verloren, seien in der Folge die getroffenen Entscheidungen auch nicht optimal. Andererseits drohten nicht nur Blockaden, wenn Entscheidungen von Protesten begleitet werden oder Klagen nach sich ziehen.
Im Rahmen der Fallstudien haben die ExpertInnen Methoden aus der Mediation unter einer sozial-ökologischen Perspektive kombiniert. Das bedeutet: Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen zur Entwicklung eines Waldstücks tauschen sich darüber in einem professionell geleiteten Prozess aus. Die WissenschaftlerInnen haben diese systematisch auf die komplizierten Konflikte rund um die Waldnutzung angewandte Methode wissenschaftlich begleitet und allgemein übertragbare Erkenntnisse abgeleitet.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Konflikte um den Wald der Zukunft – Analyse und kooperative Bearbeitung von waldbezogenen Aushandlungsprozessen im Kontext des Klimawandels“, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wird, finden sich unter: https://www.waldkonflikte.de
Quelle: Nachrichten Informationsdienst Wissenschaft v. 17.3.2025
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