Jubiläumsausgabe 25 Jahre ZKM – Betrachtungen eines Lesers

Dr. Jörg Schneider-Brodtmann  Dr. Jörg Schneider-Brodtmann
Rechtsanwalt und Mediator, Menold Bezler, Stuttgart

25 Jahre ZKM. In dieser Zeit hat sich die von der Centrale für Mediation herausgegebene und im Otto Schmidt Verlag erscheinende „Zeitschrift für Konfliktmanagement“ mit dem Untertitel „Verhandeln / Mediation / Streitbeilegung“ zu einer der führenden deutschsprachigen Publikationen im Bereich des Konfliktmanagements entwickelt. Der Titel spiegelt den eigenen Anspruch treffend wider: das Themenspektrum reicht über die Mediation hinaus in alle Formen der gerichtlichen und außergerichtlichen Konfliktbeilegung und erstreckt sich auf angrenzende Bereiche wie Coaching und Organisationsentwicklung. Für den (anwaltlichen) Praktiker bedeutet das sechsmal im Jahr eine Fülle von interessanten Beiträgen, die zwar, wie bei einem juristischen Verlag zu erwarten, ihren Schwerpunkt bei rechtlichen Themen haben, dabei aber nicht stehen bleiben. So finden sich unter den Autoren neben Juristinnen regelmäßig auch Psychologinnen, Soziologinnen, Politologinnen, Betriebswirtschaftlerinnen und Vertreter anderer Disziplinen, die ihre spezifische Perspektive auf das Thema Konfliktmanagement beisteuern und so zu einem interdisziplinären Austausch auf höchstem fachlichem Niveau beitragen.

Das aktuelle Jubiläumsheft (ZKM 5/2022) liefert dafür ein anschauliches Beispiel. Das „Geleitwort“ des Bundesjustizministers Marco Buschmann, ZKM 2022, 160 und der Beitrag des früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier, ZKM 2022, 161 zum „Zugang zum Recht“ belegen, dass die Frage, wie die verschiedenen Formen der privatautonomen Streitbeilegung das staatliche Justizsystem ergänzen und bereichern können, auch 10 Jahre nach Inkrafttreten des Mediationsgesetzes in Politik und Justiz noch nicht abschließend beantwortet ist. Diese Erkenntnis wird flankiert durch Überlegungen, ob sich die Mediation aktuell in der „Midlife Crisis“ befindet (Gläßer, ZKM 2022, 174), oder den Befund eines „25-jährigen Beinahe-Stillstands“ (Greger, ZKM 2022, 193) . Aber es gibt auch ermutigende Beispiele, nämliche die Einschätzung, dass sich die internationale Friedensmediation in den letzten 15 Jahren zunehmend als „Wachstumsbranche der internationalen Konfliktbeilegung“ präsentiere (Herrberg, ZKM 2022, 177) oder dass sich die innerbetriebliche Mediation zu einem „Erfolgsmodell“ entwickelt habe, das in vielerlei Hinsicht nützliche Entwicklungsperspektiven für Mediation und Konfliktmanagement insgesamt biete (Schroeter, ZKM 2022, 183).

Risse, ZKM 2022, 179, wohl beflügelt von dem Umstand, dass sein Standardwerk zur Wirtschaftsmediation vor wenigen Wochen nach fast zwei Jahrzehnten in zweiter Auflage erschienen ist, trägt seine Überlegungen zur „Zukunft der Wirtschaftsmediation“ in Form von elf Aphorismen großer Denker vor, mit denen er in einen Dialog tritt und zur Diskussion anregen will. Spontan fällt mir hierzu ergänzend der dem französischen Künstler Francis Picabia (1879-1953) zugeschriebene Satz „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann“ ein, der die Dada-Bewegung vor 100 Jahren prägte, der aber auch in der aktuellen Diskussion über den Stand und die Zukunft der außergerichtlichen Streitbeilegung helfen könnte, die eine oder andere (Denk-)Blockade zu beseitigen.

Summa summarum also ein für jeden an Mediation und Konfliktmanagement Interessierten sehr bereicherndes Heft, dem ich möglichst viele Leserinnen wünsche. Um das zu erleichtern, stellt der Verlag das Jubiläumsheft (ZKM 5/2022) hier als kostenlosen Download zur Verfügung.

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