Emotionale Intelligenz in der Mediation: Schlüsselkompetenz für Konfliktlösung

Melissa Schütz  Melissa Schütz
M.Sc. Psychology, Kompetenzzentrum für Angewandte Personalpsychologie der Universität Bamberg

Co-Autoren:
Marco Jürgen Held
Wiss. Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für Angewandte Personalpsychologie der Universität Bamberg

Prof. Dr. Astrid Schütz
Leitung des Kompetenzzentrums für Angewandte Personalpsychologie der Universität Bamberg

 

Konflikte sind meist emotional aufgeladen. Der professionelle Umgang mit diesen Emotionen – sowohl denen der Konfliktparteien als auch den eigenen – ist daher essenziell für eine erfolgreiche, kooperative Lösungsfindung in der Mediation. In der Mediation sind emotionale Intelligenz und Empathiefähigkeit also wichtige überfachliche Kompetenz neben der Fachkompetenz.

Bei der Empathiefähigkeit handelt es sich um die Fähigkeit, Emotionen anderer wahrzunehmen (kognitive Komponente) und nachzuempfinden (affektive Komponente). Emotionale Intelligenz kann beispielsweise auf Basis von Fähigkeitsmodellen konzeptualisiert werden (z.B. Vier-Facetten-Modell nach Salovey und Mayer). Sie beschreibt ein Set kognitiver Fähigkeiten, das über Empathie hinausgeht und die Facetten Emotionswahrnehmung (bei sich selbst und anderen), Emotionsnutzung (Emotionen gezielt einsetzen), Emotionswissen (Verständnis für emotionale Zusammensetzung/Veränderung) und Emotionsregulation (Einflussnahme auf eigene und fremde Emotionen) umfasst. Empathie wird als wichtiger Bestandteil der Emotionswahrnehmung innerhalb des breiteren Konzepts der Emotionalen Intelligenz gesehen. Während sich Empathie primär auf die Emotionen anderer konzentriert, schließt emotionale Intelligenz auch die Wahrnehmung, das Verstehen und die Regulation eigener Emotionen ein.

Emotionale Intelligenz ist von besonderer Bedeutung in der Mediation, da sie den professionellen Umgang mit emotionalen Dynamiken ermöglicht. Empirische Studien zeigen, dass emotionale Intelligenz mit kooperativem und konstruktivem Konfliktverhalten assoziiert ist. Die Forschung zeigt zudem, dass emotionale Intelligenz trainierbar ist. Metaanalysen zeigen mittelgroße Effekte von Trainings auf emotionale Fähigkeiten, wobei diese Effekte über die Zeit, teils bis zu zwölf Monate, stabil bleiben. Neben klassischen Präsenztrainings zeigen auch webbasierte Trainings auf Basis des Fähigkeitsmodells Wirksamkeit.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass emotionale Intelligenz eine fundamentale Kompetenz für die professionelle Mediation ist, da sie den souveränen Umgang mit emotional aufgeladenen Situationen ermöglicht. Da sie gezielt trainiert werden kann, kann eine systematische Integration emotionaler Kompetenztrainings (in Präsenz- oder digitalen Formaten) in die Aus- und Fortbildung einen entscheidenden Beitrag zur Professionalisierung des Berufsfelds leisten.

Mehr zur wissenschaftlichen Fundierung und praktischen Relevanz emotionaler Intelligenz in der Mediation finden Sie in unserem Beitrag „Empathiefähigkeit und emotionale Intelligenz in der Mediation – Relevanz und Training“ in ZKM 5/2025, 174.