zkm-report
  • Beiträge
  • Veranstaltungen
zkm-report
  • Beiträge
  • Veranstaltungen
Jul 14

Commercial Courts: Manager gehen deutschen Gerichten aus dem Weg

  • 14. Juli 2023
  • Ausgabe 4/2023

Barbara Mayer ist Partnerin der Kanzlei Advant Beiten. In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt analysiert sie, warum die neu eingerichteten Commercial Courts für Unternehmen keinen echten Mehrwert darstellen. Um lange und kostspielige Prozesse zu vermeiden, setzen Unternehmen nämlich laut Mayer verstärkt auf die außergerichtliche Streitbeilegung. Daran dürften auch „Commercial Courts“ nichts ändern. Eine Befragung von 300 Unternehmen hat laut Mayer ergeben, dass 41,3 Prozent in den vergangenen zehn Jahren keine einzige zivilgerichtliche Auseinandersetzung hatten.

Was zunächst erfreulich klingt, lässt dem Bundesjustizministerium keine Ruhe. Es sorgt sich um die Attraktivität der deutschen Justiz und damit um den Rechtsstandort Deutschland. Aus Sorge, die Unternehmen würden ihre Konflikte eher im Ausland oder in Schieds- und Mediationsverfahren austragen, sollen jetzt verstärkt „Commercial Courts“ eingerichtet werden, bei denen in englischer Sprache verhandelt werden kann. Ob das den deutschen Gerichten mehr Geschäft bringt, darf bezweifelt werden. Durch Commercial Courts wird sich eine Schiedsklausel oder ein ausländischer Gerichtsstand kaum vermeiden lassen, da in der Geschäftswelt oft genug nicht die englische Sprache, sondern die Rechtsordnung der eigentliche Streitpunkt bei Vertragsverhandlungen ist.

Ernüchterndes Fazit von Barbara Mayer: Die (wenigen) englischsprachigen Kammern, die in den letzten Jahren bei einigen Landgerichten eingerichtet wurden, haben bisher keine praktische Relevanz erlangt. Und Schiedsverfahren spielen quantitativ keine wesentliche Rolle. Dazu passe auch das Gutachten des Beratungsunternehmens InterVal im Auftrag des Bundesjustizministeriums: Die deutsche Justiz liefert nicht den „Service“, den Unternehmen und Private sich wünschen. Die Verfahren dauern lange, kosten Zeit und Geld, die Erfolgsaussichten sind oft unklar, die Richter werden – vor allem in komplexen Wirtschaftsstreitigkeiten – als zu wenig spezialisiert und daher nicht hinreichend kompetent wahrgenommen.

Quelle: www.handelsblatt.de v. 29.5.2023

  • Twitter
  • LinkedIn
  • E-Mail
Redaktion ZKM

Über den Autor

Verwandte Beiträge

  • Kritik an inflationären Commercial Courts Gründungen14. Mai 2025
  • Bundesregierung legt Gesetzesentwurf zu Commercial Courts vor14. November 2023
  • Commercial Court in Stuttgart zieht positive Bilanz14. Juli 2023
  • Commercial Courts und der Gerichtssprache Englisch sollen deutschen Justizstandort stärken14. Mai 2023

Der Beitrag kann nicht kommentiert werden.

Letzte Beiträge

  • EuGH knackt Monopol des internationalen Sportgerichtshofs CAS
  • Türkei: Kritik an geplanter Pflichtmediation bei Scheidungen – Juristin warnt vor struktureller Benachteiligung von Frauen
  • Schweiz: Ein Staatsanwalt will einen Mediator zur Zeugenaussage zwingen
  • Internationale Mediation: Warum Länder in fremden Konflikten vermitteln – und was sie davon haben
  • Einstimmig gewählt: Ex-Ministerpräsident Peter Müller wird Vorsitzender des DfB-Schiedsgerichts
  • DAV liefert Orientierungshilfe zum KI-Einsatz in der Anwaltschaft
  • KI-Einsatz in der Schiedsgerichtsbarkeit – Chancen und Grenzen
  • Bonn beteiligt sich an Schiedsverfahren zu NS-Raubgut
  • ADR-Literatur
  • Berner Pilotversuch: Zwangsmediationen bei zerstrittenen Eltern erfolgreich
© Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln | Impressum | Datenschutz | Verträge hier kündigen