Positive Effekte des Paraphrasierens

Dr. Maria Seehausen  Dr. Maria Seehausen
Dipl.-Psychologin, Wirtschaftsmediatorin, Business & Personal Coach

Eine der wichtigsten Methoden der Mediation ist das Paraphrasieren. Nicht nur dient es der Strukturierung des Gesprächs und dem Herausarbeiten inhaltlicher Kernpunkte, es ist manchmal geradezu eine empathische Wunderwaffe.

Wer von Ihnen kennt das: Ganz gleich, wie aufgeregt oder aufgebracht Medianden sind, wenn es uns als Mediatoren gelingt, treffend zu paraphrasieren, was sie bewegt und warum, was ihnen wichtig ist und was sie sich wünschen, dann lehnen sich Medianden zurück, atmen einmal tief aus und sagen: „Ja, genau!“ Ihre Physiologie verändert sich, sie wirken plötzlich etwas entspannter und scheinen Vertrauen in den Prozess zu gewinnen, obwohl noch nichts geklärt ist. Diesen Effekt habe ich in meiner Arbeit oft beobachtet und als Psychologin spontan einleuchtend gefunden. Empathisches Verhalten zeitigt emotionale Effekte. Man fühlt sich gehört und verstanden, und schon geht es etwas besser. Als Wissenschaftlerin hatte ich jedoch das Bedürfnis, diesen Effekt genauer unter die Lupe zu nehmen und in harte Daten zu bannen. Die Forschungsergebnisse zum Thema waren bis dato eher spärlich, es war einer dieser psychologischen Effekte, die jedem intuitiv einleuchten, die jedoch nie wirklich nachgewiesen wurden. Also habe ich mich darangemacht, das zu ändern.

In einer neurowissenschaftlichen Forschungsgruppe des Clusters of Excellence: Languages of Emotion (Charité & FU Berlin) haben wir über vier Jahre hinweg Studien zu den emotionalen Effekten von empathischem Paraphrasieren in Konfliktsituationen durchgeführt. Dabei haben wir sowohl mit einfacher Selbstauskunft zum emotionalen Zustand, als auch mit psychophysiologischen und neuronalen Daten gearbeitet, um ein klareres Bild davon zu bekommen, was Paraphrasieren in den Medianden bewirkt. Unter anderem haben wir unsere Studienteilnehmer zu ihren Konflikten interviewt und paraphrasiert, während sie im funktionellen Magnetresonanztomographen (fMRT) lagen, technisch nicht ohne Herausforderungen und in den Augen einiger Forscher ein geradezu wahnwitziges Unterfangen.

Die Ergebnisse bestätigten die Effektivität von Paraphrasieren als emotionale Intervention und zeigten gleichzeitig zum Teil überraschende Teilaspekte der Wirkung dieser Technik auf. Die Details können in einer Zusammenfassung unserer Forschungsergebnisse in der aktuellen Ausgabe der ZKM 2019, 164 ff. eingesehen werden.

Obwohl die Originalpublikationen bereits vor einiger Zeit veröffentlicht wurden, war es mir dennoch ein Bedürfnis, unsere Erkenntnisse noch einmal auch der interessierten Mediatorengemeinschaft zugänglich zu machen, da es immer auch Forschung aus der Praxis für die Praxis sein sollte. Und wer weiß, vielleicht nimmt ja sogar der eine oder andere wissenschaftlich Interessierte den Staffelstab auf und entschließt sich, unsere Bemühungen zu vertiefen. Je besser wir die Effekte unsere Methoden kennen und wissenschaftlich belegen können, desto zielgenauer können wir diese in der Praxis einsetzen und desto überzeugender können wir sie anderen vermitteln.

Die Originalpublikationen (in Englischer Sprache) stelle ich bei Interesse gern zur Verfügung.

 

Ein Trackback

  1. Von Centrale für Mediation – Blog am 14. April 2020 um 13:13

    […] Interesse habe ich die Zusammenfassung der drei Studien (Seehausen, ZKM 2019, 164 ff., siehe auch Blogbeitrag Seehausen vom 21.10.) gelesen, die belegen, dass Paraphrasieren ein wirksamer Ansatz (nicht nur) in der Mediation […]

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